Das Fehlversuch-Paradoxon oder wie es gelingt, deinen inneren Affen zu zähmen. So lautet der Titel unseres aktuellen Mentaltipps. Sofern ihr glaubt, keinen inneren Affen zu haben, lernt ihr diesen heute dank unseres Mentalexperten Dr. Sebastian Altfeld kennen. Er erklärt euch, warum dieser innere Affe gar nicht schlimm ist und was er mit dem Fehlversuch-Paradoxon zu tun hat. Und ihr werdet erstaunt sein, denn jeder Tennisspieler kennt bereits sowohl das Fehlversuch-Paradoxon als auch seinen inneren Affen. Nur habt ihr beides vielleicht bisher noch nicht oder nicht richtig einordnen können. Wir wünschen euch jetzt schon viel Freude beim Kennenlernen eures inneren Affens. Und noch viel wichtiger: viel Erfolg beim "richtigen" Umgang mit ihm. Damit das besser gelingt, stellt euch Sebastian ein Arbeitsblatt zur Verfügung, mit dem ihr eine sogenannte 3S-Reflexion eueres Spiels und eures Wettkampfes durchführen könnt. Hört sich spannend an? Ist es auch und hilft definitiv, euer Spiel zu verbessern!
Das Fehlversuch-Paradoxon kennen Spieler wie Trainer. Nur ist ihnen dies meist nicht bewusst, obwohl dieses einen großen Einfluss vor, während und nach dem Spiel haben kann. Und da nur wenige darüber Bescheid wissen, betreibe ich mit diesem Artikel ein wenig Aufklärungsarbeit. Also legen wir los.
Was ist dazu nötig, um dieses Paradoxon zu verstehen, das so großen Einfluss im Tennis haben kann?
Das Wissen darüber, wie unser schneller Teil des Gehirns unsere emotionalen Zustände und Verhaltensweisen steuert und wir leider meist nur Gast sind. Dieser Teil des Gehirns wird in der Literatur unterschiedlich benannt. Manche nennen ihn das Reptiliengehirn, manche den Autopiloten und manche gar „the little fucker in your head“. Wir bei Ready2Perform bezeichnen diesen Teil als Affen. Der Affe steht für unser Assoziationsgedächtnis und soll anspringen, damit wir intuitiv in Situationen reagieren. Dies hat den Zweck, uns in Gefahrensituationen in Sicherheit zu bringen. Also nicht noch darüber nachzudenken, dass der Säbelzahntiger gefährlich ist und dann erst loslaufen, sondern direkt zu flüchten.
Dieses Beispiel zeigt, dass der Affe ein alter Teil unseres Gehirns ist und immer seinen Senf dazu gibt. Denn er möchte uns helfen und das Beste für uns. Auf und neben dem Tennisplatz. Dieses Wissen ist nämlich auch für den Alltag höchstrelevant. Das Blöde: Er ist metaphorisch nur ein Affe und denkt nicht logisch nach. Und dies würde ich gerne mit einem kleinen Experiment präsentieren, bevor ich das Fehlversuch-Paradoxon vorstelle.
Bitte lese zunächst die folgende Instruktion, bevor du nach unten zu den Wörtern springst. Dies ist wichtig!
Die Aufgabe besteht gleich darin, die Farbe laut zu benennen, in der die nachfolgenden Wörter geschrieben sind. Jedes Wort nacheinander, aber so schnell wie möglich. Also nochmal, die Farbe benennen, nicht das Wort vorlesen. Bereit? Dann geht es los:
Blau → Grün → Gelb → Rot → Lila → Weiß → Schwarz → Blau → Gelb → Grün → Rot
Und was ist aufgefallen?
Falls du statt der Farbe, das Wort vorgelesen hast, obwohl du dir etwas anderes vorgenommen hast, ist das nicht schlimm. Es zeigt die Arbeitsweise unseres Gehirns. Unser Affe reagiert ganz automatisch auf Reize und zieht manchmal Schlüsse, obwohl sie nicht der Wahrheit entsprechen müssen. Dies passiert ganz automatisch und kann nicht verhindert werden. Wir können nur lernen damit umzugehen.
Falls du die Farben gut benennen konntest und den beschreibenen Effekt nicht hattest, dann ist dir aber vielleicht aufgefallen, dass dies viel bewusste Anstrengung gebraucht hat, dem Impuls, das Wort zu nennen zu widerstehen. Folglich beweist es auch, dass der Affe gerne das Steuer übernehmen will. Dieses Bewusstsein ist ein erster wichtiger Schritt ist.
Achtsam zu sein, womit sich mein Kopf beschäftigt, ist elementar. Denn wie möchte ich mit etwas umgehen, dass ich nicht merke? Denn der Affe hat, wie du sicherlich schon vermutest, einen großen Einfluss auf unser Leben und auf unsere Performance auf dem Platz. Vor allem, wenn wir uns nicht bewusst sind, dass er am Werk ist. Wenn du mehr über den Affen und den Umgang lernen möchtest, empfehle ich dir unser Programm von Ready2Perform. Hier lernst du deinen Affen sehr gut kennen und bekommst die wichtigen Strategien kennen, die dir dabei helfen, in Drucksituationen hilfreich mit deinem Affen umzugehen.
Was ist nun das Fehlversuch-Paradoxon?
Dazu nehme ich eine typische Situation aus Spieler-Perspektive, die mir in meiner praktischen Arbeit regelmäßig über den Weg läuft. Nehmen wir einen Jugendspieler, der seine erste Saison bei einem Erwachsenen-Team mitspielt. Wir können aber jede andere Situation nehmen wie das Finalspiel bei der Clubmeisterschaft, das Spiel gegen den besonderen Gegner am Wochenende oder das Zuschauen meines Lieblingsmenschen bei meinem heutigen Match. Wir nutzen aber beispielhaft den Jugendspieler.
Welche Erwartungshaltung hat dieser Spieler an sich und die Anzahl der Fehlversuche, die er sich im ersten Saisonspiel bei den Erwachsenen im Vergleich zur Jugend leisten darf? Denk kurz darüber nach, wie viele Fehlversuche in Ordnung sind und notier diese Zahl. Vielleicht kurz noch die Definition von Fehlversuchen: Fehlversuche sind wiederkehrende Handlungen in einem Tennisspiel, die schief gehen können. Dazu gehören eigentlich alle Verhalten, die zum Punkt des Gegenübers führen. Den Ball ins Netz schlagen, ein Doppelfehler, der Ball ist zu lang, usw. Was ist eine Anzahl in einem 2-Gewinnsatz-Spiel, die „in Ordnung“ geht für dich?
Oftmals bekomme ich die folgende Antwort: „Keinen, denn ich muss ja performen, weil die anderen zum einen besser und zum anderen älter sind als ich. Ich darf doch nichts falsch machen“.
Fällt etwas auf? Dir ist sicherlich bewusst geworden, dass „kein Fehlversuch“ unrealistisch ist in einem „Fehlersport“ wie Tennis. Dies wäre der erste Denkfehler von Perfektionisten. Denn wie viele Spieler kennst du, die ein perfektes Tennisspiel gespielt haben, ohne einen Ballwechsel abzugeben? Die Durschnittliche Anzahl an unforced errors pro Spiel bei einem Masters-Spiel im Seniorenbereich der Herren und Frauen liegt bei ca. 26 Stück.
Im obigen Beispiel wäre folglich die Erwartung, 100 Prozent meiner Schläge sind Treffer. Also realistisch? Natürlich nicht. Tatsächlich möchte ich auf diesen Denkfehler des Affens aber gar nicht hinaus. Es hat sich nämlich ein weiterer Denkfehler eingeschlichen: Das Fehlversuch-Paradoxon. Was erwartet der Jugendspieler von sich in einer komplexeren Situation? Und ja, Erwachsenen-Spiele sind in den meisten Fällen komplexer bzw. physischer im Vergleich zu Jugendspielen. Schauen wir uns dazu mal die rote Line in Abbildung 1 an.

Zu erkennen ist, dass die Person annimmt, dass mit zunehmender Komplexität, sie weniger Fehlversuche machen sollte. Diese Ansicht ist nachvollziehbar, da sie mit dem Wunsch einhergeht, gut zu performen und besser zu werden. Leider helfen Wünsche aber nicht dabei, das zu zeigen, was wir können (Vergleich dazu meinen Artikel „Ist es ein Wunsch oder ein Ziel?“ in diesem Blog . Was ist nämlich die Konsequenz, wenn der Spieler mit der unreflektierten Erwartungshaltung in das Spiel geht? Die Person wird sich nach Fehlversuchen, die ganz normal in der Situation sind, aufregen und wohlmöglich denken: „Das war schlecht. Das darf mir nicht passieren.“. Die Konsequenz kann sein, dass der entstehende Frust mit aufkommender Anspannung, Denkprozessen und einhergehenden hektischen Entscheidungen, zu einem weiteren Leistungsabfall führen. Und dies anstelle die Fehlversuche als das zu akzeptieren, was sie sind: Normal und Teil des Prozesses.
Nehmen wir an, der Spieler hat eine normale Anzahl an Fehlversuchen im Jugendspiel. Und nein, sie liegt nicht bei 0. Aus diesem Grund fängt die grüne Linie auch nicht im 0-Punkt an. Denn egal wie leicht eine Situation ist, Fehlversuche können immer passieren. Das ist einfach wahrscheinlich und normal. Folglich liegt die Anzahl an Fehlversuchen in einem 2-Satzspiel vielleicht bei 25 (abhängig natürlich von vielen Faktoren wie Stärke von mir, vom Gegner, Platz etc.). Schon eine andere Zahl als 0 oder? Du kannst ja einfach mal rechnen, wie viele Schläge du in einem Spiel hast und deine Fehlversuche beim nächsten Mal zählen. Sobald du diesen Richtwert überschreitest ist es eigentlich erst gerechtfertigt, dass du dich ärgerst. Und ja, dasselbe Prinzip gilt für einen Alexander Zverev oder eine Eva Lys. Natürlich darf ich mir wünschen, fehlerfrei zu spielen. Nur sollte der Wunsch nicht der Gradmesser sein, an dem ich meine Leistung beurteile.
Aber zurück zum Jugendspieler. Nehmen wir an, dieser macht im Jugendspiel ca. 25 Fehlversuche. Folglich ist eine Zunahme dieser Zahl in einer komplexeren Situation einfach realistisch und anzunehmen. Demnach sollte ein Jugendspieler sich vor einem Spiel in einer höheren Spielklasse klar machen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht alles so funktionieren wird, wie in einer leichteren Umgebung.
Dasselbe Phänomen tritt in unterschiedlichsten Situationen auf: Auswahltrainings, Spiele gegen bessere Gegner oder auch Finalspiele. In diesen Situationen meint der Affe oft: „Heute muss ich alles richtig machen.“ Dabei kommen hier viele Faktoren (z. B. Spielstärke Gegner, Tabellenstand, Zuschaueranzahl) zusammen und machen die Situation komplexer. Studien zeigen, dass in Spitzenspielen, Teams und Spieler statistisch schlechter performen als im Durchschnitt. Und dies hat unteranderem mit der Komplexität der Situation zu tun.
Wie kann ich mich also nun davor schützen, meinem Affen unnötigerweise zu glauben?
Indem ich mir bewusst werde, dass mein Affe immer automatisch aktiv ist und ich vor einem Training oder Spiel prüfe, ob ich eine realistische Erwartung an mich bzw. mein (Mit-)Spieler habe. Dieses Phänomen übertrage ich nämlich vielleicht auf meine Mitspieler und setze einen unrealistischen Maßstab an diese an.
Zudem sollte ich im Anschluss über die eigene Leistung reflektieren. Denn vielleicht setzt du auch erst im Nachhinein einen unrealistischen Gradmesser an dich an. Um dich dabei zu unterstützen, stelle ich gerne das Arbeitsblatt „Die 3-S-Reflexion“ zur Verfügung und hoffe, dass du ab heute nicht mehr so leicht auf das Fehlversuch-Paradoxon hereinfällst.
ZUM ARBEITSBLATT
Wir stellen vor: unser Mentalexperte Dr. Sebastian Altfeld
Als Sportpsychologe und Psychotherapeut unterstützt Sebsatian diverse Leistungs- und Profisportler unterschiedlicher Sportarten im Umgang mit Leistungsdruck, Stress und hohen Anforderungen. „Performen, wenn die Bedingungen nicht optimal sind“ und „be comfortable to feel uncomfortable“ sind seine Mottos. Neben diesen Tätigkeiten ist er Mitentwickler des Online-Programms Ready2Perform (www.ready2perform.de), um die Kompetenzen im Umgang mit Druck an viele Menschen zu vermittelt.
Ihr wollt das Online-Programm Ready2Perform kennenlernen?
Wenn du mehr über den Affen und den Umgang lernen möchtest, besuche unseren Online-Kurs unter www.ready2perform.de. Hier lernst du noch mehr über den Affen, wie er in Drucksituationen agiert und wie du mit ihm umgehen lernen kannst.
"Es ist keine Leidenschaft darin zu finden, sich klein zu machen und sich mit einem Leben zufrieden zu geben, das weniger ist als das, was man zu leben fähig wäre." - Nelson Mandela
Der Online-Kurs "Ready2Perform" (www.ready2perform.de) zielt darauf ab, Menschen die nötigen Kompetenzen zu vermitteln, um Druck- bzw. Leistungssituationen zu meistern. Er richtet sich an Personen, die in Prüfungen, Leistungstests, Präsentationen oder kritischen Momenten wie Notfallsituationen oder beruflichen Herausforderungen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen oder möchten. In solchen Augenblicken, in denen das Erlernte und Trainierte abgerufen werden muss, scheitern Menschen oft nicht durch mangelndes Wissen oder Können, sondern an den Auswirkungen des Drucks und den fehlenden Kompetenzen im Umgang damit. Ein erhöhter Puls, Gedankenrasen oder starke Gefühle der Unsicherheit können die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
Das "Ready2Perform"-Programm, dessen Kosten durch die Krankenkassen voll übernommen werden können, konzentriert sich darauf, diese hinderlichen Konsequenzen vorzubeugen und Menschen zu befähigen, auch unter Druck ihr Bestes abrufen zu können. „Ready2Perform“ bietet dabei jedoch nicht nur Ansätze für spezifische Situationen. Das Erlernte dient dazu, diese Fertigkeiten im Alltag zu nutzen und stärkt die Widerstandsfähigkeit und die psychische Flexibilität einer Person.
Das Online-Programm „Ready2Perform“ bietet eine Mischung aus interaktiven Lehrvideos, praktischen Experimenten und verständlichen Erklärungen, um die nötigen Kompetenzen im Umgang mit Druck zu erlernen. Der Kurs besteht aus
- 33 interaktiven Videos
- über 5 Stunden Videoinhalten
- in 5 aufeinander aufbauenden Modulen
- und 43 Arbeitsblättern für Beobachtungs- und Entwicklungsaufgaben
- basierend auf wissenschaftlichen Ansätzen aus der Sportpsychologie, der kognitiven Verhaltenstherapie (Cognitive Behavioral Therapy) und achtsamkeitsbasierten Ansätzen von ACT (Acceptance and Commitment Therapy).
Worauf wartest du also? Möchtest du Ready2Perform werden?
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Hinweis in eigener Sache: dieser Artikel ist nicht gesponsert und wir bekommen keinerlei Provision. Wir haben den Online-Kurs von Sebastian und ihn selbst kennengelernt und empfehlen euch daher den Kurs von ganzem Herzen.